Fragen und Antworten

F. Warum sollte es eine Korrelation zwischen sprachlicher und genetischer Vielfalt geben?

A. Wir erben die Sprache und die Gene von unseren Eltern.

F. Warum sind genetische Daten ein nützliches Instrument für Linguisten?

A. Linguistische, genetische, archäologische und klimatologische Perspektiven konvergieren und bilden sehr überzeugende Modelle, die die Vorgeschichte der Sprache erklären.

F. Warum haben Sie sich auf das Y-Chromosom konzentriert?

A. Autosomale Marker und die Erforschung des gesamten Genoms erfordern eine ausgefeilte statistische Analyse, um die Daten zu erklären. Y-Chromosom- und mtDNA-Daten sind transparenter, weil sie mit Klimadaten und archäologischen Aufzeichnungen analysiert werden können. Das Y-Chromosom bietet eine höhere Auflösung als die mtDNA, da es ein größerer Marker ist (60 Millionen Basenpaare im Vergleich zu 16 Tausend). Daher bietet es ein detaillierteres Bild der menschlichen Vorgeschichte.

F. Was haben Sie gegen statistische Modelle?

A. Warum wird in der politischen Werbung immer mit einer Statistik geworben? Weil eine Statistik alles aussagt, was man von ihr erwartet. Das Problem mit statistischen Modellen ist, dass sie dazu neigen, das zu bestätigen, was wir bereits wissen oder glauben. Mit empirischen Daten wie der Häufigkeit von Y-Chromosomen-Mutationen, den Ergebnissen der Kohlenstoff-14-Datierung oder dem Vorhandensein bestimmter Isotope in Bohrkernen lassen sich Modelle der Sprachvorgeschichte erstellen, die viel transparenter sind.

F. Zeigt das Y-Chromosom nur die Entwicklungsgeschichte der Männer und ignoriert die der Frauen?

A. Die molekularen Marker scheinen alle die gleiche Geschichte zu erzählen: Sprache gedeiht und überlebt, weil die Menschheit einen Weg gefunden hat, zu gedeihen und zu überleben. Für die Erstellung von Sprachmodellen ist der Unterschied zwischen den molekularen Markern im Allgemeinen eine Frage der Auflösung und Transparenz.

F. Geht es in Ihrer Arbeit um Rasse?

A. Nein. Ich interessiere mich für die Evolution der sprachlichen Variation.

F. Geht es in Ihrer Arbeit um Nostratie?

A. Nein. Was die Klassifizierung betrifft, verfolge ich einen konservativen Ansatz und folge dem Konsens, z. B. Glottlog oder Ethnologue. Die vorgeschlagenen Supersprachfamilien oder -stämme können mit linguistischen Mitteln nicht nachgewiesen werden.

F. Was war Ihr ursprünglicher Forschungsbeitrag zur Entschlüsselung der Vorgeschichte der Sprache?

A. Ich habe 110 linguistisch informative Y-Chromosomen-Mutationen identifiziert, die die Vorgeschichte der Sprache tragen.

F. Warum haben Sie das getan?

A. Es war aufregend, in ein unbekanntes linguistisches Gebiet vorzudringen, d. h. dorthin, wo noch kein Linguist zuvor gewesen ist. Das Projekt ermöglichte es mir auch, beruflich aktiv zu bleiben und gleichzeitig zu Hause ein Problem mit der Kinderbetreuung zu lösen.

F. Waren Sie für diese Aufgabe qualifiziert? Schließlich sind Sie Sprachwissenschaftler und kein Genetiker.

A. Mein Grundstudium an der University of Colorado umfasste Biologie, Chemie und Anthropologie. Die Entschlüsselung der relevanten genetischen, archäologischen und klimatischen Daten war für mich nicht so sehr eine technische Hürde, sondern ein organisatorischer Albtraum.

F. Wie haben Sie gearbeitet?

A. Um die organisatorische Hürde zu überwinden, habe ich etwa 25 Datenbanken angelegt. Meine Datenbanken ermöglichten es mir, Häufigkeitsdaten für Y-Chromosom-Mutationen zu melden. Dann ermittelte ich, warum eine Mutation bei den Sprechern einer bestimmten Sprachfamilie oder eines bestimmten Sprachzweigs eine signifikante Häufigkeit erreicht. Dabei habe ich vor allem archäologische und klimatische Gesichtspunkte herangezogen, um diese Feststellung zu treffen.

F. Möchten Sie noch etwas sagen?

A. Ich hasse Phonologie.